Gedankenexperiment: Wie frei fühlst Dich im Teilen?

In dieser kurzen Inspiration möchte ich ein ganz einfaches Gedankenexperiment mit euch teilen. Es kann dabei helfen die persönliche Freiheit im Teilen oder der eigenen Grosszügigkeit mit einer anderen Perspektive zu sehen und damit diese Freiheit zu fördern.

Der Slogan und die Mission von lifevest ist „Share Freedom“. Wir glauben dieses Teilen und Empfangen von Freiheit kann in zwei Richtungen geschehen: Einerseits können wir notleidenden Menschen etwas Freiheit schenken oder zurückgeben, indem wir unsere Ressourcen mit ihnen teilen und Grosszügigkeit leben. Sie erleben dabei ein Stück weit Befreiung von Armut, Not, Schmerz und Leid. Andererseits können wir gerade durch die Handlung des Teilens auch für uns selber ein Stück innere Freiheit empfangen, indem wir immer wieder lernen unsere Hand zu öffnen und unsere Augen vor der Not unserer Mitmenschen nicht zu verschliessen. Inwiefern empfangen wir im Teilen Freiheit? Letztendlich geht es um die Freiheit des Herzens, um Freiheit von Habgier, Selbstbezogenheit, Egoismus und Materialismus, welcher nur sich selbst und die eigenen Bedürfnisse sieht. Ich glaube, wir wissen alle sehr gut oder können dies zu genüge beobachten, wie schnell Reichtum auch ein Stück weit gefangen nehmen und das Herz vor Grosszügigkeit verschliessen kann. Wie oft ist eine gewisse Angst vorhanden, auch gerade bei wohlhabenden Personen, selbst zu kurz zu kommen oder etwas für sich zu verpassen, wenn man zu grosszügig teilen würde.

Hierzu ein einfaches Gedankenexperiment: Stell Dir vor, Du stehst in einem Sportartikelgeschäft und überlegst Dir, ob Du Dir für 100 Franken ein paar neue Sportschuhe kaufen möchtest. Überlege Dir jetzt kurz, wie „gross“ die 100 Franken Note für Dich erscheint? Vor dem Sportartikelgeschäft siehst Du einen Menschen in Not, welcher seine Arbeitsstelle verloren hat und ihm in diesem Monat 100 Franken fehlen, um genügend Lebensmittel kaufen zu können. Du überlegst Dir wiederum, ob Du ihm diese 100 Franken spenden / schenken sollst. Wie gross erscheint Dir die 100 Franken Note jetzt? Erscheint sie Dir plötzlich viel grösser als im Sportartikelgeschäft, als es um die neuen Schuhe für Dich ging? Wirkt die Spende von 100 Franken sehr hoch und völlig übertrieben, wenn es darum geht, diese gleichen 100 Franken für einen Menschen in Not loszulassen?

Mich persönlich hat dieses Gedankenexperiment immer wieder herausgefordert, zu prüfen, wie frei mein Herz im Teilen, in der Grosszügigkeit tatsächlich ist. Es geht in diesem Experiment im Kern um die Analogie, wie wir den gleichen Betrag bewerten oder sehen, wenn es darum geht, ihn für uns selbst auszugeben oder mit einem anderen Menschen zu teilen. Wir können darin vielleicht ein Stück weit erkennen, wie frei wir im Teilen sind. Wie viel einfacher fällt es uns 50 Franken für uns selbst auszugeben und wie viel grösser kann die gleiche 50 Franken Note plötzlich wirken, wenn es darum geht, sie einem fremden, notleidenden Menschen weiterzugeben. Natürlich sind solche Gedankenexperimente auch immer mit Vorsicht zu geniessen. Es soll dabei keineswegs darum gehen, die eigenen Bedürfnisse zu verleugnen oder die Freude daran zu mindern, sich selbst etwas zu gönnen und es dankbar geniessen zu dürfen. Auch soll es nicht einen klugen, vorausschauenden Umgang mit den eigenen Finanzen und Bedürfnissen in Abruf stellen. Es kann aber dabei helfen zu erkennen, wie frei mein Herz im Teilen ist und diese Freiheit fördern, indem ich erleben kann, dass Teilen viel Freude macht und tatsächlich auch etwas befreiendes in meinem Herzen bewirken kann.

 

11. September 2021
Dominik Dutkiewicz